Trotz Corona: Viele leere Betten auf den Intensivstationen

Für einige ist der Peak vorbei; andere erwarten ihn erst im Mai. Viele Betten auf den Intensivstationen sind leer; die Hälfte der Beatmungsgeräte bleibt ungenutzt. Weitgehend brach liegen auch die Operationssäle.

, 12. April 2020 um 08:00
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Spitäler müssen Kurzarbeit beantragen: War der Bund zu übervorsichtig? «Wir waren weder übervorsichtig noch leichtsinnig. Wir waren realistisch. Die Schweiz hat ein hervorragendes Gesundheitssystem. Was notwendig war in der Vorbereitung, das wurde gemacht, dank dem unglaublichen Einsatz des Personals.» Dies sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».
Offen bleibt, ob es denn auch wirklich nötig war oder immer noch nötig ist, auch Routineoperationen zu untersagen. Dazu sagte Sommaruga nichts. 

730 freie Betten auf der Ips

Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) waren am Samstag von den total 1550 Intensivbetten inklusive der kurzfristig eingerichteten Betten noch 730 frei. Von den Beatmungsstationen war nur die Hälfte besetzt.
Der befürchtete Engpass auf den Intensivstationen und bei den Beatmungsgeräten ist also nicht eingetreten - oder noch nicht? Der Peak scheint erreicht zu sein, zumindest der erste. Oder wie es Mister Corona am Samstag sagte: «Ja, wenn der Berg der letzte Berg war, dann könnte man das sagen.»
Gemäss dem Epidemiologen Christian Althaus haben Spitaleinlieferungen und Auslastung der Intensivpflegebetten ihren Höhepunkt bereits Ende März erreicht.

Kommt der Peak erst im Mai?

Andere erwarten den Peak Ende April oder sogar im Mai, wobei regionale Unterschiede bestehen, auf welche bisher kaum Rücksicht genommen wurde. Im Tessin soll der Höhepunkt der Covid-Patienten am vergangenen Wochenende erreicht worden sein, wie der Virologe Andreas Cerny dem «SonntagsBlick» sagte. Er rechnet nicht damit, dass es zusätzliche Ressourcen braucht. Auf den Ips sei die Anzahl Patienten bei 70 plafoniert worden.
Was für das Tessin gilt, muss nicht auch für Zürich gelten. Der Pneumologe Karl Klingler von der Hirslanden-Klinik erwartet den Peak  für die Spitäler in Zürich und Umgebung est auf Anfang Mai.

Operationssäle bleiben ungenutzt

Der Wunsch von Spitaldirektoren dürfte also kaum in Erfüllung gehen. «Es wäre Zeit, den Stopp von nicht dringend angezeigten medizinischen Eingriffen und Therapien zu beenden», sagte Orsola Vettori im Tages-Anzeiger. «Meine Kollegen in den anderen Zürcher Spitälern und ich wünschen uns, so rasch wie möglich den Normalbetrieb wiederaufnehmen zu können.»
Und sollte der Peak, wie vom Lungenspezialist Klingler vorausgesagt, noch bevor stehen, so könnte man laut Orsola Vettori die nötigen Betten und Kapazitäten innerhalb weniger Tage bereit stellen. 
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