Es gibt Ratgeber zuhauf für den Umgang mit schwierigen Patienten. Der Arzt, so die Empfehlung, muss geduldig sein, immer verständnisvoll reagieren und möglichst alles mit Humor nehmen. Dass er einfach mal seinem Ärger Luft macht, wird kaum nicht in Betracht gezogen.
Eine neue Umfrage bei knapp 800 Grundversorgern stellt den Langmut von Ärzten in einen neuen Kontext: 9 von 10 Ärzten haben schon einmal einem Patienten gekündigt und ihm beschieden, er solle sich in der Praxis nie wieder blicken lassen.
Von Gewalt bis Zahlungsverzug
Die im Fachjournal
«JAMA Internal Medicine» veröffentlichte Studie nennt die häufigsten Gründe, warum Ärzte die Beziehung zum Patienten beenden:
- Patient ist gewalttätig oder verhält sich gegenüber dem Arzt und dem Praxispersonal unangemessen
- Patient befolgt Regeln im Umgang mit chronischen Krankheiten und Medikamenten nicht
- Patient hält sich nicht an vereinbarte Termine
- Patient missachtet medizinische Empfehlungen (Medikation, Labortests)
- Patient missachtet Empfehlungen über Lebensstil (Sport, Rauchen, Diät)
- Patient hält Zahlungsbedingungen nicht ein
- Patient umgeht Arzt und sucht selber Spezialisten oder Notfall auf
Laut Studienautorin Ann O'Malley sind das alles legitime Gründe, einen Patienten auf die Strasse zu stellen.
Es gibt aber auch kontroverse Gründe für die Beendigung einer Patientenbeziehung. Etwa, wenn ein Kinderarzt ein Kind behandelt, dessen Eltern Impfgegner sind.
Ann O'Malley, Kaylyn Swankoski, Deborah Peikes et al: «Patient Dismissal by Primary Care Practices» - in: «JAMA Internal Medicine», Mai 2017