«Attraktive Arbeit ist wichtiger als der Lohn». Dies sagt Hans-Uwe Simon in einem Interview mit der «Berner Zeitung». Der Dekan der
Medizinischen Fakultät der Universität Bern spricht damit die Einkommensdifferenz zwischen Spezial- und Hausärzten an.
Das Einkommen sei aus seiner Sicht nicht das Hauptkriterium. «Entscheidender ist, wie attraktiv die Arbeit ist», so der aus Deutschland kommende Arzt der Uni Bern.
Deshalb zählten besonders für die heutige Generation Kriterien wie Teamarbeit und Familientauglichkeit. Auch Teilzeitarbeit sei ein Thema. «Mit Gemeinschaftspraxen kann ein solcher Kontext geschaffen werden», so Simon weiter.
Der Ball liegt bei den Ausbildungsstätten
Als Medizinische Fakultät könne man nur auf die Attraktivität des Studiums und zum Teil auf die Weiter- und Fortbildung Einfluss nehmen. Die Uni Bern könne sich vorstellen, angehenden Hausärzten in der Beratung Weiterbildungspakete anzubieten, also beispielsweise einen klar strukturierten Weg bis zum Abschluss als Hausarzt.
Zudem möchte die Universität Hausärzte künftig stärker in die angewandte Forschung involvieren und ihnen so eine Perspektive über den Berufsalltag hinaus aufzeigen, wie Simon erklärte.
Wie sinnvoll sind neue Studiengänge?
Hans-Uwe Simon äusserte sich auch über die Bildungsoffensive des Bundes. Ob es sinnvoll sei, dass jetzt neue Universitäten einsteigen? «Sagen wir es so: Die fünf Universitäten, die bisher Ärzte ausbilden, würden auch mit höheren Zahlen zurechtkommen», sagte er.
Positiv sei, dass die Universität Freiburg neu ein vollständiges Medizinstudium mit einem Schwerpunkt Hausarztmedizin anbiete.
In St. Gallen, Luzern und Lugano, wo die Universitäten nur ein Masterstudium planen, sichtet er allerdings keinen Beitrag für die Ausbildung von mehr Ärzten, da nicht mehr Bachelorstudierende ausgebildet werden.
Andere Lösungen
Der Dekan kann sich vorstellen, dass sich das Problem des Hausarztmangels in Zukunft anders löst: «Mit dem digitalen Fortschritt lässt sich wahrscheinlich ein Teil der Grundversorgung via Chat oder Telemedizin gewährleisten», so Simon weiter.
Zudem brauche es nicht für alles einen Arzt. Zentral werde darum die Befähigung von nicht-ärztlichem Personal, indem es zum Beispiel impfen könne.
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