Fünf Trends, die das Gesundheitswesen noch in diesem Jahr bewegen werden

Wie verändert sich künftig die Arbeit mit den Patienten? Dazu gibt es jetzt neue Szenarien.

, 8. Juli 2015 um 15:38
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Was steht an im Health-Bereich? Dazu hat der amerikanische IT- und Beratungskonzern Accenture eine Studie erarbeitet; sie basiert auf Umfragen mit Führungspersonal der Branche sowie auf eigenem Knowhow. Fünf Trends wurden dabei festgestellt – und das, so die Accenture-Berater, seien Tendenzen, die bereits in diesem Jahr spürbar werden.

Trend 1: Das Internet des Ich

Das Ja des Nationalrats zum elektronischen Patientendossier hat es soeben jedem klargemacht – die Ära, wo jeder sein E-Patientendossier hat, bricht an.
Laut der Accenture-Umfrage erwarten auch fast drei Viertel der Führungskräfte im Gesundheitswesen, dass sich Investitionen in elektronische Patientendossiers für ihren Betrieb auszahlen werden. Das heisst: Auch die Privatwirtschaft und die Spitäler sind bereit, hier für den Fortschritt Geld zu investieren.
Aber was heisst das konkret? Einige Beispiele:

  • Wer mit einem Patienten zu tun hat, erhält alle Informationen – auch die von anderen Betreuern.
  • Smartwatches und andere tragbare Geräte weisen beispielsweise auf einen zu hohen Blutdruck hin oder regen passende Verhaltensweisen an.
  • Krankenkassen können personalisierte Gesundheitspläne offerieren oder Boni für die Verwendung von tragbaren Überwachungsgeräten gewähren.

Trend 2: Weniger Bürokratie, leichter Info-Austausch

Bislang ist es ja so: Viele Informationen sind für das medizinische Personal gar nicht erhältlich – nämlich alles, was die Patienten bei der Untersuchung nicht sagen respektive was der Arzt nicht untersucht. 
Zugleich ist jeder Gang ins Spital ist mit Wartezeiten verbunden, die sich aus dem administrativen Aufwand ergeben.
In der nahen Zukunft können wir indes schon mit viel intensiveren Datenflüssen rechnen, die den Ablauf massiv verschnellern und vereinfachen.
Was heisst das konkret? Einige Beispiele:

  • Man kann den ganzen Einschreibe-Prozess im Spital schon vor dem Eintritt zuhause absolvieren.
  • Informationen auf dem Handy weisen nicht nur den Weg zum Spital (und dort den Weg zu einem Parkplatz in der Nähe), sondern auch durch die einzelnen Behandlungsstufen und zu den richtigen Räumen.
  • Zugleich erhält man elektronisch Zugriff darauf, welche Ärzte und welche Pflegenden für einen zuständig sind (inklusive beispielsweise einem CV); oder man kriegt Informationen darüber, wie der Ablauf der Behandlung und der Zeitraum in etwa sein wird.

Trend 3: Die Plattform-Revolution

Hier sagt Accenture voraus, dass vieles – alles? – auf einer Informations-Plattform zusammenfliessen wird. Dort werden die Daten, die zur Betreuung eines Patienten notwendig sind, je nach Bedarf für verschiedene Institutionen greifbar: mal für den Hausarzt, mal für die Rehaklinik, mal für die Apotheke, mal für das Spital.
Aus diesen sehr zerstückelten, aber grundsätzlich zusammengeführten Informationen lassen sich dann viele allgemeine Erkenntnisse herausziehen.
Was heisst das konkret? Ein Beispiel:

  • Immer noch ist es so, dass Ärzte viele Einsichten über ein Symptom oder einen persönlichen Krankheitsverlauf nur erlangen, wenn sie zufälligerweise auf einer Konferenz oder nach mühsamer Artikelrecherche auf ähnliche Phänomene stossen. Durch die auf gemeinsamen Plattformen zusammengeführten digitalen Daten erkennt jeder einzelne Arzt jedes einzelne Muster rascher.

Trend 4: Der intelligente Gesundheits-Betrieb

Bislang diente die Software den Forschern und Ärzten primär dazu, Fragen rascher zu beantworten und Informationen zu ordnen – kurz: Sie halfen dabei, Entscheidungsgrundlagen zu schaffen.
Mehr und mehr wird aber die Kombination von wachsenden Daten und intelligenterer Software dazu führen, dass die Programme selber Lösungen ausdenken.
Das hilft insbesondere bei der Anpassung der Behandlung an die einzelnen Patienten.
Was heisst das konkret? Ein Beispiel:

  • Die Programme nehmen spezifisches Set an Bedingungen jedes Patienten – frühere Krankheiten, Vitaldaten, Alter, Allergien et cetera. Dann finden sie heraus, wie eine Behandlung bei anderen Patienten mit identischen Voraussetzungen angeschlagen hat. Dies wiederum hilft dem Arzt, selber intelligentere Entscheidungen zu treffen. Und es hilft bei der Risikoeinschätzung.

Trend 5: Maschinen, Roboter, Geräte verändern das Arbeitsumfeld

Das Gesundheitswesen gehört zu den Sektoren, wo die Entwicklung von technischen Hilfsgeräten auch in den nächsten Jahren die grössten Chancen bietet. Zum Angebot gehören Angebote wie etwa Brillen, welche den Ärzten während eines Eingriffs notwendige Daten ins Gesichtsfeld einspeisen.
Aber auch der Social-Media-Bereich zählt dazu, auch hier sind bei weitem noch nicht alle Chancen ausgeschöpft. Accenture nennt im Bereich der Psychiatrie und Psychologie beispielsweise Plattformen, wo sich Patienten mit einer gewissen Krankheit anonym treffen und austauschen – wobei diese Plattformen dann von Medizinprofis geleitet und überwacht werden.
Dies verändert auch die Arbeit des medizinischen und pflegerischen Personals – denn auch die Patienten werden Teil des Betreuungsteams.


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