«Es braucht keine drei grossen Zentrumsspitäler»

Die Ablehnung eines Zentralspitals im Kanton Aargau war ein Fehler. Dies findet Ulrich Bürgi, Kantonsparlamentarier und Chefarzt am Kantonsspital.

, 17. Dezember 2020 um 09:30
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Der Chefarzt der Notfallmedizin am Kantonsspital Aarau (KSA) spricht sich nach wie vor für ein einziges Aargauer Zentralspital aus. Dies sagt Ulrich Bürgi in einem Interview mit der «Aargauer Zeitung». Bürgi, seit über 15 Jahren Kantonsparlamentarier, bezeichnet es als Fehler, dass der Grosse Rat die Idee eines Zentrumspitals damals ablehnte.
Wir seien angewiesen auf die Regionalspitäler, das habe die Covid-Krise gezeigt. «Aber der Aargau braucht keine drei grossen Zentrumsspitäler, wie er es heute mit den Kantonsspitälern und der Hirslanden Klinik hat.» 
Das Kantonsspital Aarau (KSA) und die Hirslanden Klinik Aarau sind 1,3 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Das Kantonsspital Baden (KSB) in 20 Minuten von Aarau mit dem Auto zu erreichen. Die von der Politik gewünschte Zusammenarbeit zwischen den drei Spitälern läuft nicht immer optimal.

Thema ist erst mal vom Tisch

Das Problem liegt laut Bürgi nicht nur bei den teuren Doppelspurigkeiten – es werde auch immer schwieriger, für alle Spitäler genügend Fachleute zu rekrutieren, um den 24-Stunden-­Betrieb zu gewährleisten. Das Thema sei vor dem Hintergrund der Neubauten am KSA und KSB aber erst mal vom Tisch, sagt er weiter. «Die nächste oder übernächste Generation wird es zwangsläufig aufgrund der finanziellen Folgen wieder aufgreifen».
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Ulrich Bürgi, bis Ende Jahr FDP-Grossrat im Kanton Aargau (PD)

Es mangelt an Faktenwissen

Für den Chefarzt geht zudem heute unnötig viel Geld durch zu viele Krankenkassen und aufgeblasene Verwaltungsapparate verloren. Und es gebe grosse Probleme in der nationalen Digitalisierung, sagt der Mediziner. So gehe das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der aktuellen Covid-Krise unter, weil es in diesem Bereich hinterherhinke.
Für Ulrich Bürgi, seit 2004 Chefarzt am Kantonsspital, ist klar: «Man muss im Gesundheitswesen aufgewachsen sein, um es komplett zu verstehen.» Leider mangle es in der Politik aber an Faktenwissen. Der Chefarzt und Notfallmediziner sah es als seine Aufgabe, dieses einzubringen, unter anderem als Präsident der Gesundheitskommission.
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