31 offene Stellen hat derzeit die Alters- und Pflegeheim-Unternehmung Domicil für ihre 21 Standorte im Kanton Bern ausgeschrieben. Domicil bekommt es zu spüren, dass im Kanton jedes Jahr rund 200 frisch ausgebildete Pflegefachleute fehlen, welche den Bedarf in den Spitälern und Heimen decken würden.
Viel arbeitsloses Pflegepersonal in Portugal
Nun geht die Domicil-Gruppe neue Wege, wie die Berner Zeitung schrieb. Seit drei Jahren baut sie in Portugal ein Rekrutierungsprogramm auf. Dieses Jahr hat die erste Person eine Anstellung erhalten. In Portugal beträgt die Arbeitslosigkeit beim Pflegepersonal mit Hochschulabschluss 20 Prozent.
Derzeit arbeitet Domicil noch mit einer Stellenvermittlungsfirma aus Deutschland zusammen. Sie führt in Portugal Informationsveranstaltungen durch, inseriert in Fachmagazinen und sucht geeignetes Personal. Ab nächstem Jahr will Domicil selber vor Ort präsent sein.
2014 machte die Insel einen ähnlichen Versuch
Das erinnert an ein ähnliches Vorhaben des Berner Inselspitals: 2014 hatte das Spital damit begonnen, Pflegefachleute in Spanien zu rekrutieren. Zuerst tönte es hoffnungsvoll: Es kamen 40 Bewerberinnen zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch. Doch der Versuch scheiterte.
«Nach kurzer Zeit reisten alle wieder in ihr Heimatland zurück», antwortet Mediensprecherin Monika Kugemann auf entsprechende Nachfragen von Medinside. Die Gründe: «Einerseits bildet die Sprache eine grosse Hürde, andererseits aber auch der Ausbildungsstand, welcher oft nicht unserem Standard genügte.» Schlussendlich habe den spanischen Arbeitnehmerinnen aber insbesondere ihr soziales Umfeld gefehlt.
Fazit: Das Inselspital rekrutiert ihr Personal nicht mehr in Spanien. Und auch in Portugal oder auf die Philippinen verzichtet sie auf die Anwerbung von Pflegefachleuten.
Maximal fünf Anstellungen
Ob sich der Rekrutierungs-Versuch für die Domicil-Heime lohnen wird, ist auch für die Domicil-Chefin Andrea Hornung ungewiss. Gegenüber der Berner Zeitung zeigte sie sich selbstkritisch: Bisher war die Rekrutierungsquote sehr gering. «In einem guten Jahr rechnen wir mit maximal fünf diplomierten Pflegefachkräften, die wir in die Schweiz holen können.»
Hilft Pflege-Initiative?
Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und -männer (SBK) setzt auf mehr Ausbildung im Inland und hat deshalb vor einem Jahr die Volksinitiative für eine starke Pflege eingereicht.
Diese lehnt der Bundesrat allerdings ab. Sie führe zu Mehrkosten im Gesundheitswesen. Zudem will er keiner einzelnen Berufsgruppe eine Sonderstellung in der Verfassung gewähren.