Covid19: St.Galler Forscher finden Ursache für Atemprobleme

Wissenschaftler um das Kantonsspital St.Gallen (KSSG) lösen das Rätsel um die Atemnot bei Covid-Patienten. Im Zentrum stehen Immunglobuline und Surfactant-Proteine.

, 16. August 2022 um 10:00
image
  • kantonsspital st. gallen
  • coronavirus
  • forschung
In einem Forschungsprojekt gingen Wissenschaftler des Kantonsspitals St.Gallen (KSSG) gemeinsam mit Kollegen aus der Schweiz, Deutschland und Kanada der Frage nach, warum Covid-19-Patienten Probleme mit der Sauerstoffaufnahme haben. Hierfür untersuchten sie Autoantikörper, die sich gegen Strukturen in der Lunge von Covid-19-Patienten richten.
Die Forschenden fanden dabei «IgA-Antikörper», die an sogenannte «Surfactant-Proteine» binden. Immunglobuline A (IgA) sind Eiweisse, die zum Immunsystem des Körpers gehören. IgA kommen sowohl im Blut als auch in den Schleimhautsekreten vor. Sie bilden an den Schleimhäuten einen Schutz gegen Krankheitserreger, indem die IgAs die Krankheitserreger neutralisieren und die Krankheitserreger somit nicht weiter in den Körper eindringen können. 
Surfactant-Proteine wiederum sind wichtige Faktoren, die für den Sauerstoffaustausch in der Lunge notwendig sind. Surfactant wird von den Lungenzellen produziert, die bei Betroffenen von Covid-19 infiziert werden. Surfactant verringert die Oberflächenspannung der Lungenbläschen (Alveolen), damit sich die Lunge gut entfalten kann. Bei einem Mangel kollabieren die Alveolen, es kommt zu Atemnot. Bei schwer erkrankten Covid-19-Patienten führen erhöhte Werte dieser lgA-Antikörper zu einem Mangel an Surfactant, wie aus der kürzlich publizierten Studie hervorgeht. 
Lukas Flatz et al. «Pulmonary Surfactant Proteins are Inhibited by IgA Autoantibodies in Severe Covid-19», in: «American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine». August 2022
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Das Ludwig-Institut bleibt in Lausanne

Zehn Jahre nach der Gründung der Partnerschaft mit dem CHUV und der Uni Lausanne wird das Ludwig-Institut in die Universität integriert. Es soll mehr über Immuntherapie und Tumor-Mikroumgebung geforscht werden.

image

«Wir erreichen heute Areale, die früher unzugänglich waren»

Thomas Gaisl vom USZ über Präzisionsgewinne, Patientennutzen und technische Grenzen der robotisch-assistierten Bronchoskopie – das Interview.

image

Internationale Anerkennung für Schweizer Lungenkrebs-Forscherin

Solange Peters, Leiterin der medizinischen Onkologie am CHUV, erhält den Paul A. Bunn, Jr. Scientific Award, eine der höchsten internationalen Auszeichnungen für Lungenkrebsforschung.

image

Sind medizinische Studien unfair?

Studiendesigns sollen fairer und realistischer gestaltet werden. Das fordern Forschende des Universitätsspitals Basel – und schlagen ein neues Konzept vor.

image

Fortsetzung bis 2028: Nationale Plattform geht in die nächste Runde

Nach einer erfolgreichen Pilotphase wird die nationale Koordinationsplattform Klinische Forschung (CPCR) bis 2028 fortgeführt.

image

St. Galler Spitäler erneuern digitales Patientenportal

Hoch Health Ostschweiz will den gesamten Patientweg digital vereinheitlichen – von der Anmeldung bis zur Nachsorge.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.