Sie lässt sich tatsächlich in Zahlen messen: Die Strenge der Massnahmen, welche die Regierung eines Landes gegen die Verbreitung von Covid-19 verhängt. Die Schweiz liegt derzeit bei 35.19. Letzte Woche waren es noch 33.8 auf einer Skala von 1 bis 100.
Oxford-Universität hat eine Index erstellt
Während in der Bevölkerung oft darüber gestritten wird, ob der Bundesrat zu strenge oder zu lasche Massnahmen erlässt, hat die englische Oxford-Universität einen Index geschaffen, mit welchem sich die Massnahmen messen und international vergleichen lassen.
Zu diesem Zweck sammeln die Wissenschaftler laufend die öffentlich zugänglichen Informationen zu 17 Indikatoren für Massnahmen. Solche Indikatoren sind zum Beispiel die Einschränkung der Bewegungsfreiheit oder die Schliessung von Schulen.
Auch Testregime und Kontaktverfolgung berücksichtigt
Weitere Indikatoren erfassen Massnahmen im Gesundheitssystem, etwa wie das Testen organisiert ist, ob Kontakte verfolgt werden oder ob zusätzliches Geld für das Gesundheitswesen bereitgestellt wird.
Ausserdem fliesst die Wirtschaftspolitik in den Index ein, zum Beispiel Lohnfortzahlungen an Berufsleute, die wegen Covid-19 nicht arbeiten können, oder Schuldenerlasse.
Alle Nachbarländer über 40
Aus diesen Daten ergibt sich eine Zahl zwischen 1 und 100, welche den Grad der staatlichen Massnahmen anzeigt. Die Schweiz liegt derzeit gemäss dieser Berechnung noch unter 40, alle Nachbarländer hingegen darüber.
Österreich hat knapp 45 auf dem Index, Frankreich und Deutschland sind bei knapp 47, Italien hat über 51. Noch strenger sind die Massnahmen in Spanien (55) und am strengsten in Europa reagiert derzeit Grossbritanniens Regierung: Dort steht der Index bei 60.
Diese Europa-Karte zeigt, wie streng die Corona-Massnahmen der Regierungen in den einzelnen Ländern sind (Stichtag 15. Oktober). Dort, wo regional unterschiedliche Regeln gelten, sind die striktesten berücksichtigt. Die Schweiz zeigt sich auf dieser Karte als hellgrüne Insel mit relativ milden Massnahmen im Vergleich zu den umliegenden Ländern. Quelle: Hale, Webster, Petherick, Phillips, Kira. Oxford Covid-19 Government Response Tracker.
Index zeigt nicht, welche Länder «besser» sind
Der Index zeigt nur, wie viele und wie strenge Massnahmen die Regierungen verordnet haben. Die Autoren betonen ausdrücklich, dass der Index nichts darüber aussagt, ob die Massnahmen auch angemessen oder wirksam seien.
Das heisst: Ein höherer Index bedeutet nicht unbedingt, dass die Reaktion eines Landes «besser» ist als die anderer Länder, die einen tieferen Index aufweisen.