«Für einmal hat man auf uns gehört», sagt eine sichtlich erleichterte Pflegefachfrau, die auf der Intensivstation des Berner Inselspitals arbeitet. Der Grund für ihre Erleichterung: Die Station darf ihre wertvollen Hilfskräfte behalten.
Mittlerweile unentbehrlich
Seit der Covid-19-Pandemie waren auf der Station meist sechs bis sieben Medizin-Studierende als Untersstützung für die Pflege anwesend. Sie halfen beim Bereitstellten der Medikamente oder beim Umlagern der Patienten. Die meisten Pflegefachkräfte halten sie mittlerweile für unentbehrlich.
Doch nächsten Monat hätten die 60 angehenden Mediziner entlassen werden sollen. Deren Verträge waren befristet, weil die Insel davon ausging, dass die Pandemie dann beendet sein würde. Das Pflegepersonal und die Studierenden gingen zunächst davon aus, dass die Entlassung eine Folge des Sparkurses sei, den die Insel wegen ihrer schlechten Finanzlage einschlagen muss.
Keine Sparmassnahmen in der Pflege
Doch die Pressestelle dementiert: «Es gibt keine geplanten Entlassungen, gerade im Pflegebereich erfolgen derzeit Anstellungen», versicherte Insel-Sprecher Daniel Saameli nach einer Anfrage von Medinside. Auch die «Weiteranstellung von Medizinstudenten» wurde beschlossen. Das heisst, die auslaufenden Verträge werden nach Möglichkeit verlängert.
Er lobt die Arbeit der so genannten «studentischen Hilfskräfte»: «Sie unterstützen in hervorragender Weise die Arbeit auf der Intensivstation.» Trotzdem will die Insel künftig nicht nur auf Studierende setzen, sondern auch speziell ausgebildetes Assistenz-Personal anstellen.
Schlechte Karten
Die Insel hat aber derzeit als Arbeitgeberin nicht die besten Karten. Als letzte Woche das Personal der Insel-Spitäler Münsingen und Tiefenau
erst zwei Stunden nach den Medien erfahren hat, dass ihr Spital geschlossen wird, waren viele Angestellte verärgert.
Obwohl die Insel allen Pflegefachleuten ein neues Stellenangebot innerhalb der Insel-Gruppe garantiert, möchten nicht alle ihren Arbeitsort wechseln. Sei es, weil sie in der Nähe ihres bisherigen Arbeitsortes wohnen, oder sei es, weil sie nicht von einem kleinen Spital an eine grosse Universitätsklinik wechseln möchten.
Normale Fluktuation oder Reaktion?
Ob die Kündigungen, welche die Insel derzeit erhält, bereits Reaktionen auf die Spitalschliessungen sind oder ob sie unter die übliche Fluktuation fallen, kann Daniel Saameli noch nicht beurteilen.