Sauter: «Wir müssen grossräumiger denken»

Spitäler in den Randregionen brauchen eine neue Funktion. Das meint die neue Hplus-Präsidentin Regine Sauter.

, 13. Januar 2023 um 08:40
image
Die neue Hplus-Präsidentin Regine Sauter in der Nationalratsdebatte. | Bild: Screenshot
Wo liegt der grösste Handlungsbedarf und auch der grösste Hebel für Kosteneinsparungen? Bei Avos, ambulant vor stationär, beziehungsweise bei deren Finanzierung. Dies sieht zumindest Regine Sauter so. Die Zürcher FDP-Nationalrätin ist seit Anfang Jahr Präsidentin des Spitalverbands Hplus.

Der grösste Hebel

Da die Krankenkassen bei stationären Behandlungen 45 Prozent und bei ambulanten 100 Prozent der Kosten tragen, führen mehr ambulante Behandlungen zu höheren Kosten bei den Versicherungen und damit höheren Krankenkassenprämien. «Deshalb muss man die Finanzierung neu regeln», sagt Regine Sauter im Interview mit den «Schaffhauser Nachrichten». Dort sei der grösste Handlungsbedarf und auch der grösste Hebel für Kosteneinsparungen.
Im Weiteren will die neue Verbandspräsidentin die Funktion der Spitäler neu überdenken. Sie denkt an ein koordinierendes Zentrum, das Patientinnen und Patienten umfassend betreut und an weitere Leistungserbringer überweist. Als Beispiel nennt sie Graubünden, wo damit gute Erfahrungen gemacht würden.
Hintergrund dieses Gedankens ist der Mangel an Hausärzten, insbesondere in ländlichen Gegenden. Das führe dazu, dass die Leute direkt in den Spitalnotfall gingen, der das Aufkommen bekanntlich nicht mehr zu bewältigen vermag.

Grossräumiger denken

Für Regine Sauter ist die Spitaldichte in der Schweiz zu hoch, wobei es regional unterschiedlich sei. An gewissen Orten gebe es Strukturen, die es dazu nicht bräuchten. «Wir müssen nicht an den bisherigen Strukturen festhalten, sondern grossräumiger denken.»
Und weiter: «Je kleinräumiger die Strukturen sind, je mehr Spitäler es hat, desto mehr Personal braucht es. Wenn es gelingt, diese Strukturen etwas zu konsolidieren und das Personal so zentraler einzusetzen, dann ist das eine Verbesserung», so Regine Sauter im Interview.

Neue Funktion in der Region

«Müssten die Spitäler in den Randregionen also schrumpfen?», wollten die «Schaffhauser Nachrichten» deshalb wissen. «Nein», sagt Regine Sauter, «aber sie bekommen eine andere Funktion, eine koordinierende Funktion als Zentrum eines Netzwerkes, das die Grundversorgung sicherstellt.»
Zurück zu Efas, der einheitlichen Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen, die laut Regine Sauter den grössten Handlungsbedarf und auch der grösste Hebel für Kosteneinsparungen darstellt. Die Sozial- und Gesundheitskommission des Nationalrats (SGK-N) hat das Thema für ihre Sitzung vom 12. und 13. Januar 2023 traktandiert. Es ist ein Thema, mit dem sich Bundesbern seit zwanzig Jahren herumschlägt. Medinside berichtete hier und hier darüber.
  • Regine Sauter
  • hplus
  • spital
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Alex Steinacher

Notfall: Wenn schon Taxe, dann flächendeckend

Die Politik fordert eine 50-Franken-Gebühr für Bagatellfälle auf dem Spital-Notfall. Doch es gibt schlauere Lösungen. Ein Vorschlag von Alex Steinacher.

image

Spitalkrise: Die Schuld der Kantone

Für KSGR-Chef Hugo Keune sind die Krankenkassen schuld an der Spitalmisere. «Jein», sagt Heinz Locher: Die Kantone sind mitschuldig.

image

LUKS: So sieht das neue Ambulante Zentrum aus

Das Siegerprojekt für die Erweiterung des Luzerner Kantonsspitals steht fest. Kostenpunkt: Rund 240 Millionen Franken.

image

Claraspital Direktorin wird Clarunis-Verwaltungsrätin

Rebekka Hatzung gehört ab sofort zum vierköpfigen Verwaltungsrat des Universitären Bauchzentrums Basel.

image

Weniger Cyberattacken auf deutsche Spitäler

Greifen Hacker wirklich immer öfter Krankenhäuser an? Ein Regierungsbericht widerspricht dem gängigen Bild.

image

Ob FaGe, Apotheker, Physio oder Chefärztin: Das verdient man im Gesundheitswesen

Wie steht es um Ihr Gehalt? Hier finden Sie die Standard-Monatslöhne der wichtigsten Berufe in der Gesundheitsbranche.

Vom gleichen Autor

image

Zu Besuch bei Viktor-Gewinnerin Chantal Britt

Seit vier Jahren leidet die Präsidentin von Long-Covid-Schweiz unter postviralen Beschwerden. Was sie am meisten stört: Dass die Krankheit nicht ernsthaft erforscht wird.

image

Pflegeheim: Welcher Wohnsitz gilt?

Der Nationalrat will, dass Bewohner eines Pflegeheims beim Heimeintritt wählen können, ob sie den Steuersitz verlegen oder den alten behalten können.

image

«Die Tarifpartnerschaft ist nicht ebenbürtig»

Der umstrittene Tarifeingriff in der Physiobranche ist noch nicht in Kraft. Lange will die Gesundheitsministerin aber nicht mehr warten.