Wie Patienten aus China den Weg in Schweizer Spitäler finden

Was bei den Hotels geht, soll auch im Spitalwesen klappen: Jetzt gibt es eine Buchungs-Plattform für Medizintouristen.

, 10. Juli 2015 um 09:45
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Von keinem Land reisen soviele Menschen aus medizinischen Gründen ins Ausland wie in China. Das hat mit der Qualität vieler Spitäler dort zu tun, zudem mit dem steigenden Lebensstandard und der schieren Zahl an Menschen.
Die meisten Chinesen zieht es dabei nach Südkorea, Singapur und in die USA; im günstigeren Bereich beliebt sind zudem Thailand und Malaysia. Ein Land, das ebenfalls ein gutes Image hat unter den chinesischen Patienten, ist die Schweiz. Insbesondere für Anti-Aging-Therapien, teilweise auch in der ästhetischen Chirurgie hat sich das kleine Land einen gewissen Ruf geschaffen im Reich der Mitte.

Die Schweizer Rubrik ist noch leer

Bislang fanden die Chinesen den Weg in ein ausländisches Spital über vermittelnde Ärzte, teilweise auch über Messen und Präsentations-Veranstaltungen. Jetzt aber soll das Matching vereinfacht werden. Denn in der Perfluss-Stadt Guangzhou startete die Plattform Meddibuddy: Diese will, ähnlich einer Hotel-Such-Site, Reisende und Häuser, Patienten und Spitäler zusammenführen.
Und zu den Zielländern mit eigener Rubrik gehört die Schweiz. Deren Seite ist zwar noch sehr leer, denn es liegt an den Spitälern selber, sich anzumelden und zu präsentieren. Und im Gegensatz zu Südkorea oder Thailand haben die hiesigen Häuser diese Auftrittsmöglichkeit noch nicht bemerkt, beachtet oder genutzt.

Benotung durch die Patienten

Bei jeder Klinik finden sich dann auf MediBuddy Kontaktinformationen und Beschreibungen. Man erfährt etwas über das medizinische Angebot, es gibt Fotografien oder Informationen über die Sprachverhältnisse – sowie dereinst auch Kommentare und Benotungen von Patienten. Das Geschäftsmodell sieht vor, dass die angemeldeten Kliniken dereinst eine Pro-Klick-Kommission bezahlen.
Das Potential könnte vorhanden sein. Jedes Jahr kommen rund 30'000 Besucher aus medizinischen Gründen in die Schweiz, wobei die Chinesen noch eine marginale Gruppe bilden – verglichen etwa mit den Patienten aus Russland und den Golf-Staaten.
Auf der anderen Seite gibt es chinesische Untersuchungen, laut denen zwei Drittel der 1,18 Millionen Dollar-Millionäre bereit sind, im Krankheitsfall ins Ausland zu reisen. Wenn also nur ein Bruchteil dieser Interessenten sich dereinst auch zwischen Genfer- und Bodensee therapieren lässt, wäre dies eine neue Stufe.
Tipp/mehr:
«Startup connects Chinese medical tourists to overseas clinics», in: «TechInAsia»

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